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SPÖ zu Schulstart: Mehr Freude – weniger Sorgen!
Entlastung für Kinder, Eltern und Lehrer:innen
Pressekonferenz am 01. September 2023 mit Bildungssprecherin Petra Tanzler
Der Schulstart sollte ein positiver Tag für Familien sein. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für Kinder, Neues will gelernt und neue Freundschaften geschlossen werden. In der Realität ist der Schulstart aber vor allem eines: Ein Anlass zur Sorge. Von den massiven finanziellen Belastungen der Eltern durch die Teuerung bei Schulartikeln, über den Leistungsdruck mit dem schon Volksschüler:innen konfrontiert sind bis zu allen Problemen, die der Lehrer:innenmangel mit sich bringt.
Freude bleibt da bei kaum jemandem übrig. Als SPÖ sagen wir: Mehr Freude und weniger Sorgen zum Schulstart! Umsetzen können wir das mittels Maßnahmen die zielgerichtet alle drei Gruppen entlastet: Kinder, Eltern und Lehrer:innen. Die SPÖ fordert daher zum Schulstart drei wesentliche Punkte:
- Finanzielle Entlastung der Eltern zum Schulstart
- Kindern Freude am Lernen ermöglichen durch Abschaffen der Ziffernnoten
- Lehrermangel bekämpfen durch Attraktivierung von Beruf & Ausbildung
Finanzielle Entlastung für Eltern
Schule ist in Österreich nur auf dem Papier kostenlos. In Wahrheit müssen Familien viele versteckte Kosten tragen. Für viele wird daher gerade der Schulstart zur finanziellen Belastungsprobe: für Stifte, Hefte, Schultaschen müssen Familien oft tief in die Tasche greifen. Verstärkt wird das durch die Untätigkeit der Regierung bei der Inflationsbekämpfung: mit einem Plus von 10 Prozent explodieren die Preise bei den Schulsachen regelrecht, das zeigt der neueste Preismonitor der AK zu dem Thema.
Ausweitung der Schulstartgutscheine
Die Regierung hat vollmundig die Ausweitung der Unterstützung im Rahmen der Aktion „Schulstartklar“ zum Schulstart von 120 Euro auf 150 Euro angepriesen. Allerdings gehen die Gutscheine lediglich an Mindestsicherungs- und Sozialhilfeempfänger:innen. Hier muss der Bezieher:innenkreis ausgeweitet werden. Die Teuerung macht vor niemanden halt und trifft viele Familien hart, allen voran natürlich Alleinerziehende, Familien in denen Elternteile ihren Job verloren haben oder auch schlicht Geringverdiener:innen.
Auch die Forderung des Momentum-Instituts, das Schulstartgelt angesichts der Rekordteuerung, entsprechend zu erhöhen, unterstützt die SPÖ.
Budget für Schulmaterial
Lehrkräfte und Eltern kaufen oft für die Kinder in der Klasse ein. Wäre die Bereitschaft zur eigenen Investition und der Einsatz von ihnen nicht so groß, wäre der Lebensraum Schule um ein Vielfaches schlechter ausgestattet. Wenn aufgrund der allgemeinen Teuerung jedoch weniger Geld zur Verfügung steht, können sie auch weniger Materialien bereitstellen. Dem kann mit einem eigens eingerichteten Budget für klassenführende Lehrkräfte entgegengewirkt werden, welches unbürokratisch zur Anschaffung von Schulmaterialien- und Ausstattung verwendet werden kann. Hierfür soll budgetäre Unterstützung vom Bund kommen.
Aus für teure Nachhilfe
Im Jahr 2023 zahlten Eltern im Schnitt 720 Euro pro Kind und Jahr für Nachhilfe – eine immense finanzielle Belastung! Es ist Zeit für kostenlose Nachhilfe und Förderunterricht an Schulen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Lernen Sache der Schule ist, und nicht zur Frage der Finanzkraft der Eltern wird. Das Bildungsministerium ist aufgerufen ein Modell, orientiert am Vorbild Burgenland, für ganz Österreich umzusetzen.
Kindern Freude am Lernen zurückgeben durch Abschaffen der Ziffernnoten
Kein Mensch würde auf die Idee kommen, die ersten Schritte oder Worte eines Kindes zu benoten, bei den ersten geschriebenen Worten oder den ersten Rechnungen in der Volksschule ist diese Bewertung aber die Realität.
Mit dem Schulrechtspaket 2016 wurde den Schulen die Möglichkeit eingeräumt, selbst zu bestimmen, ob sie in den ersten drei Volksschuljahren mittels Ziffernnoten oder verbal beurteilen. Erst ab der vierten Klasse waren Ziffernnoten verpflichtend. 2018 wurde ihnen diese Wahlmöglichkeit von der türkis-blauen Regierung genommen. Wir wollen wieder zurück zur Wahlmöglichkeit! Es gibt zahlreiche Schulsysteme, die ohne Noten auskommen. Die PISA-Vorzeigeländer Finnland und Schweden etwa verzichten auf Noten. Stattdessen konzentriert man sich auf das Lernen selbst.
Lehrermangel bekämpfen durch Attraktivierung von Beruf & Ausbildung
Es gibt in Österreich genügend motivierte, junge Menschen, die ein Lehramtsstudium beginnen wollen würden oder Interesse daran hätten. Dennoch kommen zu wenige davon an den Hochschulen sowie an der Schule an, weil die Arbeitsbedingungen im Beruf abschreckend sind. Die Folge: hohe Drop-Out-Quoten. Das können wir ändern:
Mehr Zeit für Kinder statt Bürokratie
Zusätzliches administratives Support-Personal soll entlasten, damit sich Lehrer:innen wieder auf das Unterrichten konzentrieren können. Weiters braucht es Multiprofessionelle Teams: mehr Sonderpädagog:innen, Erzieher:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, da diese sowohl das Lehrpersonal stark entlasten würden (auch emotional).
Moderner und realitätsnaher Arbeitsplatz
In jedem anderen Bürojob ist es selbstverständlich, am ersten Arbeitstag einen eigenen Schreibtisch mit Laptop und Diensthandy vorzufinden – an Schulen sieht die Situation aber ganz anders aus: Nicht einmal ein eigener Sitzplatz ist eine Selbstverständlichkeit. Dennoch sollen Lehrer:innen den Schüler:innen den modernen Umgang mit Medien etc. vermitteln – das passt nicht zusammen.
Verbesserte Ausbildung für Lehramtsstudierende
Die Arbeit im Klassenzimmer mit Schüler:innen ist Beziehungsarbeit. Hierfür müssen wir junge Menschen nicht nur motivieren und begeistern, sondern auch ausbilden. Wir streben daher eine gleichwertige Hochschulausbildung für alle pädagogischen Tätigkeiten an, in der das Arbeiten mit Menschen im Mittelpunkt des Curriculums steht und somit keine Theorie ohne erlebte Praxis und keine Praxis ohne theoretische Reflexion zulässt. Dafür braucht es vor allem eine Erhöhung der Unterrichtspraxis. Das internationale Beispiel der Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Fächer hin zu „Science“ als Unterrichtsfach könnte außerdem für alle Ausbildungs- und Unterrichtsfächer bespielgebend sein, um den klassischen Fächerkanon aufzulösen.
Quereinstieg, aber sinnvoll
Vor allem in den Volks- und Sonderschulen ist der Bedarf an Lehrkräften hoch, sie werden aber bisher vom Quereinstieg ausgeklammert. Tatsache ist: Bereits jetzt unterrichten auch in diesen Bereichen aufgrund des Personalmangels zahlreiche Personen ohne die hierfür vorgesehene Ausbildung („Quereinstieg“). Jedoch mithilfe von Sonderverträgen und somit bei schlechteren Arbeitsbedingungen. Vorstellbar wäre etwa ein System, das es Elementar- oder inklusiven Sozialpädagog:innen ermöglicht, in den passenden schulischen Bereich zu wechseln – und auch umgekehrt. Mehr Durchlässigkeit im System würde das Berufsbild der Pädagog:innen insgesamt attraktiveren, das gilt sowohl für die Elementar- und Sozialpädagogik als auch die Primarstufe.
Zahlen, Daten, Fakten
Teurer Schulstart
- Die AK hat zwischen 26. Juni und 14. Juli die Preise von insgesamt 50 (meist) Marken-Schulsachen, die Erstklässler:innen zum Schulanfang benötigen, erhoben: Gegenüber dem Vorjahr sind die Schulartikel um durchschnittlich 9,6 Prozent teurer geworden, im Papier-Fachhandel um durchschnittlich 6,3 Prozent.
- Laut SORA-Schulkostenstudie von 2021 geben Eltern im Schnitt 1.468 Euro pro Kind und Schuljahr aus. Seit dieser Studie hat die Inflation rasant an Fahrt aufgenommen und mittlerweile sind die Preise für Schulsachen natürlich noch weiter nach oben geklettert.
- Von 2017 bis 2023 hat sich der Anteil der Schüler:innen, die Nachhilfe benötigen von 18% auf 30% gesteigert. In der Volksschule braucht schon fast jedes fünfte Kind Nachhilfe (Steigerung von 6% auf 17%)
- Im Schuljahr 2022/2023 gaben Eltern insgesamt 121,6 Millionen Euro für private Nachhilfe aus (+18,4% im Vergleich zum Jahr davor).
- Die Kosten für Nachhilfe belaufen sich in diesem Schuljahr im Mittel auf rund 720 Euro pro Schulkind. Das bedeutet eine erkennbare Zunahme zum Vorjahr (2022: im Schnitt 630 EURO).
Lehrer:innenmangel
- Insgesamt 200 Stellen waren an Österreichs Schulen einen Monat vor dem Schulstart noch unbesetzt.
- Lehrermangel ist teuer: Knapp 80 Mio. Euro musste das Ministerium im letzten Schuljahr für zusätzliche Überstunden alleine im Pflichtschulbereich ausgeben.¹
Drop Out-Quoten²
- Primarstufe: im 4. Semester studieren derzeit noch 88% der Studienanfänger:innen
- Sekundarstufe Berufsbildung: im 4. Semester studieren derzeit noch 77% der Studienanfänger:innen
- Sekundarstufe Allgemeinbildung: Drop-Out-Quote liegt derzeit bei rund 37% (Studienabschlussquote der letzten 5 Jahre im Durchschnitt)
¹ Quelle: Parlamentarische Anfrage Nr. 11760/J-NR/2022
² Quelle: Parlamentarische Anfragebeantwortung Nr. 14499/AB
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