SPÖ-Tanzler: Statement zu "Pausensprache Deutsch"
In vielen Schulen (und Kindergärten) gibt es Schwierigkeiten, die sich auf die mangelnden Kenntnisse der Unterrichtssprache Deutsch zurückführen lassen. Das ist unbestritten.
Die Situation hat sich jedoch maßgeblich und massiv verschlechtert, als die Deutschförderklassen unter der ÖVP-FPÖ-Regierung 2018 beschlossen und eingeführt wurden. Seither werden Kinder mit Migrationshintergrund und mangelnden Deutschkenntnissen, egal welche Muttersprache sie haben, zusammen in separaten Klassen unterrichtet. Also, ein Gemisch unterschiedlicher Erstsprachen. Dass diese Klassen so weder hilfreich noch zielführend beim Erlernen der Deutschen Sprache ist, dafür braucht man kein Unterrichtswissenschaftler sein. Kinder lernen am schnellsten und besten eine andere Sprache, wenn sie integrativ in einer Gruppe mit anderen Kindern sind.
Dazu kommt aus wissenschaftlicher Sicht noch die Bestätigung, dass es seither keine einzige positive Bewertung dieses Systems gibt. Weder Pädagog*innen noch Evaluierungen (die jüngste durch Christiane Spiel im Auftrag des Bundesministeriums) stellen diesem "Zustand" ein positives Zeugnis aus. Lösungsvorschläge gibt es viele, die weitaus effektiver wären - werden sie jedoch von dieser Regierung seit Jahren weder gehört noch in Angriff genommen. Das sture Festhalten an diesem schlechten Bildungssystem hat uns in diese Lage versetzt.
Somit ist die Forderung Deutsch als Pausensprachen zu verankern, diskriminierend, pädagogisch bedenklich und nutzlos. Es kann nicht sein, dass Kindern ihre Sprache verboten wird. Das möchte ich mir ansehen, wie sich FPÖler in einem anderen Land, wenn sie und ihre Kindern selber betroffen sind, aufführen würden.
Eine Vielsprachigkeit zeichnet Österreich seit jeher aus und kann auch ein Mehrwert sein. Aber ein Deutschgebot und Erstsprachverbot in den Pausen helfen nicht dabei, die Deutsche Sprache schneller zu erlernen. Sie schaffen nur mehr Probleme in der Gesellschaft.
Zuletzt ist die Umsetzung völlig unrealistisch. Pädagog*innen haben nicht die Aufgabe in den Pausen als Sprachpolizei zu agieren und entgegen ihren Kompetenzen und ihrem pädagogischen Wissen zu handeln.
Für die Forderung, Deutsch als Pausensprache in den Schulen in NÖ zu verankern, werden gesetzliche Möglichkeiten mit Sicherheit keine Zustimmung finden, daher bleibt dieser Landesregierung nur die Empfehlung für die Schulen, dies autonom in der Haus- bzw. Schulordnung zu regeln. Dies bedarf jedoch auch der Zustimmung eines Schulforums oder Schulgemeinschaftsausschusses. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in vielen so passieren wird.
Die Ideologie der FPÖ kennen wir, doch dass sich nun auch die ÖVP ins rechte Eck stellt, ist schwer bedenklich für die Zukunft unseres Bundeslandes, vielleicht auch für Österreich. Die Zustimmung zu dieser Forderung sagt viel aus.
Bei der aktuellen Diskussion um die Pausensprache Deutsch, die im derzeitigen Arbeitsübereinkommen der ÖVP-FPÖ-Regierung in NÖ steht, handelt es sich um eine alte Forderung der FPÖ. Bereits in OÖ ist der Plan, dies rechtlich zu verankern, an den Bedenken des Verfassungsdienstes des Bundeskanzleramtes gescheitert. Es ist reiner Populismus. Ich habe den Eindruck, die Öffentlichkeit wird mit solchen Themen beschäftigt, die spaltend wirken, um von anderen, die im Hintergrund laufen und uns allen nicht gefallen werden, abzulenken. Noch dazu sei anzumerken, die neue/alte Landeshauptfrau hat öffentlich in ihrer Ansprache gemeint, sie "möchte Gräben schließen" - jetzt hat sie wieder einmal mitgeholfen, einen neuen auszuheben!